Freitag, 6. Juni 2008

Wenn zumindest ein Teil der Leute den Alkoholkonsum stark zurück kurbelt, ist dies entweder ein Zeichen dafür, dass vorher falsch eingekauft wurde, oder aber dass sich Konzerte zum Powerdeath-Tagesgeschehen hinzu mischen. Da wir in der Regel ja immer "etwas" mehr einkaufen, als wir tatsächlich brauchen, kam also nur letztere Möglichkeit in Frage. Der Freitag war also da und damit Verbunden komplettierte sich auch unsere Gruppe. Beinahe zeitgleich erreichten uns Tim und Toby mit Daniel und Simon sowie unser tapferes Quotenweibchen Verena. Im Gegensatz zu den früher angereisten, schaffte diese es leider allesamt nicht mehr auf unseren Parkplatz, so dass wir erst einmal in aller Hektik mitten vorm Campingplatz Eingang entladen mussten.

Gruppe komplett! Auch unser Quoten-Mädchen hatte (hoffentlich) seinen Spass...

Im Vergleich zu den vorherigen Morgenden verlief dieser Freitag Morgen recht ruhig, der Würfelbecher zog erschreckend selten seine Runden und auch das Wetter schien, pünktlich zum Festivalbeginn, endlich so richtig mies zu werden.


GB:

Die erste Nacht war der Horror. Durch Alkohol, harter Zeltboden (viele Steine) und vor allem der Geräuschkulisse ging da nicht viel mit schlafen. Aber das mit den Schlafproblemen war zum Glück nur die 1. Nacht so. man gewöhnt sich an alles. Nachdem man wieder einigermaßen fit war, gings für Andreas und mich auf Campingplatzerkundungstour. Ein bisschen an der Nürburgringstrecke entlanglaufen, Nordschleife, bis nach Nürburg, dort die Burg bestiegen und ne tolle Aussicht über die Campingplätze, Festivalgelände gehabt.



Gute Laune trotz schlechter werdendem Wetter: Tobse und Dago

Da diesen Mittag also Tristesse drohte, allerdings vorerst das Wetter hielt, entschieden sich Dodo und ich dazu, dieses Jahr ausnahmsweise mal zeitig unsere Festival T-Shirts zu kaufen. So zogen wir also los Richtung nahegelegenem Haupteingang um dort die Festival T-Shirt-Stände unsicher zu machen. Obwohl noch kein einziges Konzert voll gespielt war, waren doch tatsächlich schon wieder die M-Größen aller auch nur halbwegs brauchbaren T-Shirts vergriffen, so dass uns nur übrig blieb, dem Festivalgelände unseren ersten Besuch abzustatten.

Erster Besuch auf dem Festivalgelände: Dodo und Coca Cola Soundwave Tent im Hintergrund

Hier offenbarte sich uns jetzt das erste Mal ein Blick auf den neu konzipierten Haupteingang. Hinter dem Discozelt, welches wir ja bereits vom Vorabend kannten, ging es über eine kleine Brücke mitten auf die Rennstrecke. Auf der Rennstrecke angekommen, hieß es dann auch gleich rechts abbiegen und dem Streckenverlauf folgen, bis man nach gut 100 Metern zu den Einlassschleusen, die sich über die komplette Breite der Rennstrecke (inklusive Begrenzungswiesen) hinzog, vorstieß. Der Einlass funktioniere bereits heute (wie auch den Rest des Wochenendes) absolut problemlos und schnell, sinnlose Wurfgeschoss-Diskussionen konnte ich dieses Jahr nicht beobachten. Nach weiteren 100 Metern entlang der ersten Fressstände, kamen wir dann auf dem eigentlichen Festivalgelände, genau beim Coca Cola Soundwave Tent an.Von dort aus hatte man bereits einen guten Blick auf die Alternastage, so dass wir bereits beim T-Shirt-Kauf einen Blick auf die erste Band, Steriogram, werfen konnten.

Alternastage mit "Steriogram

Mit diesem ersten Rock'n'Roll, T-Shirts in M-Größen und vor allem der aufblitzende Sonne im Rücken, machten wir uns dann mit diesen ersten Impressionen wieder auf den Rückweg. Dort angekommen waren die ersten Kleingruppen mit Ziel "Seether" schon wieder im Aufbruch, wir hingegen entschlossen uns, es nach diesem ersten Ausflug erst einmal ruhig angehen zu lassen.

Lieber Kistenklettern statt "Seether": Tobse

Und tatsächlich setzte sich um 17 Uhr eine große Karavane Richtung Festivalgelände in Bewegung. Da ein Großteil Opeth sehen wollte, ich allerdings für die Centerstage Bands einen guten Platz ergattern wollte, stand ich als bald alleine da und machte mich auf Richtung Centerstage, auf der sich gerade The Streets austobten. Ich bin gewiss kein The Streets-Fan, jedoch passte das fröhliche animinieren der Engländer doch ganz ordentlich zu diesen sonnigen Stunden dieses Freitags.

Mike Skinner von "The Streets" überzeugte nicht nur auf der Anzeigetagel.

Gemütlich pilgerte ich also vor die Centerstage und durfte mich erst einmal über die nächste Neuerung wundern: einen neuen Wellenbrecher hinter den Misch-Türmen. Ebenfalls neu war der rechte Eingang in den aller vordersten Bereich, der sich nun nicht mehr vor, sondern in der Boxengasse befand. Immer noch angetrieben vom Sound der Streets fand ich dann im Frontstage bereich auch schnell GB und Andy, so dass ich mir noch nicht einmal neue Freunde suchen musste. So ließen wir uns zusammen noch etwas von Mike Skinner (The Streets) animieren, bevor die Umbaupause und anschließend unser erster, "richtiger" Act folgte: Serj Tankian.

Wenn sich GB nicht mindestens einmal entkleidet und auf seinem Bauch trommelt, ist es kein richtiges Rock am Ring...
Andy im Hintergrund ist von dieser Darbietung hingegen eher unbeeindruckt...


Während der Umbaupause hatte es sich schlagartig im Frontstagebereich gefüllt, so dass mehr als ordentlicher Jubel ertönte, als Stefanie Tücking endlich den Beginn des nächsten Konzertes verkündete.
Vor einem kleinen, viereckigen Banner bezog die komplett in Schwarz und mit Zylinder bekleidete Band Position, bevor dann der ganz in weiß, aber ebenfalls mit Zylinder bekleidete SOAD-Frontmann die Bühne betrat. Nach einem komischen Intro (Sounds Of War) ging es gleich mit Empty Walls richtig los und auch die Menge geriet zum ersten Mal richtig in Wallung.

Serj Tankian - Empty Walls

Im Laufe des Konzerts wurde dann mehr oder weniger das komplette Album gespielt. Die aktuelle Single Sky Is Over wusste hierbei genauso zu überzeugen wie beispielsweise Lie, lie, lie. Auf den ein oder anderen System of a Down-Schnipsel wartete man vergeblich, was auf Grund der sehr guten eigenen Lieder jedoch nicht uns Gewicht fiel.

Schwarz und Weiss: Serj Tankian mit Band

Abgeschlossen wurde das ganze dann lauthals mit dem sehr passenden The Unthinking Majority. Alles in allem ein sehr feines Konzert, der ein Kaufen von "Elect the Dead" beinahe aufzwingt und zeigt, dass Spin-Off-Solokünstler sich teilweise nicht hinter ihrer ursprünglichen Band verstecken müssen. Allerdings muss man auch berücksichten, dass die Stimme von Serj doch sehr gewöhnungsbedürftig ist (war sie ja auch schon bei SoaD), aber so ist es halt: entweder man liebt oder hasst seine Stimme. Ich bekenne mich zur Liebe :)

Mann mit Hut: Serj Tankian

Als nächstes stand nun eines meiner persönlichen Highlights auf dem Programm: Incubus.
Meinem mittlerweile 4. Incubus-Konzert stand ich vorher doch recht skeptisch gegenüber, denn zum einen hatte ich vorher in die Pinkpop-Festival Setlist geschnuppert und zum anderen machte mit der Slot direkt vor RATM etwas Angst.

Zumindest erstere Befürchtung erwies sich beim Konzertbeginn allerdings als unbegründet: Nach gemächlichem Start mit Just A Phase ging es mit A Kiss To Send Us Off gleich richtig in die Vollen. Danach folgte dann mehr oder weniger ein sehr feines Best-Of Set, mit Wish You Were Here,Anna Molly, Drive, Megalomaniac, Priceless und Nice To Know You war wirklich jeder Incubus-Fan sehr gut bedient.

Schlichte Bühnen-Deko: Incubus

Daran änderten auch Rouges, Circles und Love Hurts nichts, die nicht gerade zu meinen persönlichen Favoriten zählen. Auch der vorgezogene Zugabenblock mit Pistola, Quiksands und A Crow Left Of The Murder wusste mich nicht so recht zu überzeugen.
Die Stimmung während dem Konzert war eigentlich sehr gut, erst gegen Ende machte es sich bemerkbar, dass ungefähr 70 % der anwesenden Leute auf RATM warteten. So verabschiedeten sich Brandon Boyd und Gefolge nach gut 1 1/4 Stunden ohne "richtige" Zugabe wieder vom Ring-Publikum. Als Fazit bleibt zu resümieren, dass es wohl zu einem guten Konzert, aber leider dank der Bürde, RATM Co-Head zu sein, zu keinem ganz, ganz guten Incubus-Konzert gereicht hat. Ich hatte zumindest meinen Spass und freue mich schon wieder aufs nächste Zusammentreffen.

Wohl nicht das letzte Mal am Ring: Incubus Sänger Brandon Boyd

Obwohl die Incubus-Zugabe wie erwartet ausblieb, stiegt die Vorfreude auf das Highlight des Abends nun ins unermessliche:
Rage Against The Machine !

So ließen wir eine fast einstündige Umbaupause über uns ergehen, wobei eigentlich auch 10 Minuten ausgereicht hätten, denn es wurden zwar fleißig Instrumente aufgebaut, auf riesige Licht-, Laser- und Pyro-Element würde allerdings verzichtet werden, das war schon zu diesem Zeitpunkt klar.

Und kurz nach 22 Uhr war es dann endlich so weit, alle Lichter gingen aus – Sirenen ertönen Weiterhin alles dunkel, langsam erhebt sich ein großer, roter, leuchtender Stern auf der Bühne, die ganze Szenerie weiterhin untermalt von Sirenengeheul. Dann betreten 4 Leute die Bühne, ein einzelner Scheinwerfer holt plötzlich Zack de la Rocha aus der Dunkelheit hervor: Good Evening, we are Rage Against The Machine from Los Angeles, California. - Die ersten Akkorde von "Testify" werden angespielt, zeitgleich erblüht die Bühne in einem Meer aus Licht und Rauch – Dann bricht die Hölle los.

Rage Against The Machine - Know Your Enemy

Im Nachhin ist es schwer, gerade die ersten Momente des Konzerts halbwegs objektiv aufzurollen. Was dort an Pogo, Gegröle und Gefeiere los war, war schlichtweg Wahnsinn. Ich habe keine Ahnung wie die Leute weiter hinten das wahrgenommen haben, da ich wirklich mitten drin war fehlt mir hier ausnahmsweise jeder Ansatz einer auch nur ansatzweise objektiven Sicht. Zu groß war die Freude darüber, endlich diese Band zu sehen, die dann auch noch gleich im Ansatz sämtliche Erwartungen erfüllt oder sogar übertrifft. Ich habe dann noch 2 weitere Lieder mitten im Auge des Sturms (also direkt mitten vor der Bühne im Getümmel) verbracht, mich dann aber doch etwas in Richtung Wellenbrecher zurückgezogen (man wird halt auch nicht jünger :P). Dort war die Stimmung allerdings auch nicht wesentlichtlich schlechter und selbst hier was es unmöglich gewissem Körperkontakt vollens aus dem Wege zu gehen. Bei dieser Best-Of-Setlist wäre es allerdings auch eine Schande gewesen, vollens auf Körpferkontakt zu verzichten: Bombtrack, Bullet In The Head, Bulls On Parade, Know Your Enemy, Guerrilla Radio und Wake Up sind nur eine kleine Auswahl der Lieder, die einen einfach zum pogen zwingen.

Lange getrennt doch nichts verlernt: Rage Against The Machine

Doch auch die Band selbst hat wirklich nichts verlernt, Zack de la Rocha klingt noch genauso wie vor 15 Jahre und auch Tom Morello wird zumindest nicht gänzlich zu unrecht von vielen als "die coolste Sau des Universums" bezeichnet. 1 ½ Stunden beehrten die Jungs den Ring, bevor Killing In The Name Of das endgültige Ende dieses Konzerts einleutete und einem Großteil des Publikums so den Erschöpfung-Tod ersparte.

Auch Gb, Andy und ich mussten dem unglaublichen Tempo des Konzerts Tribut zollen und so entschieden wir uns, Motörhead saußen zu lassen und erst einmal am Zelt einen kleinen Zwischenstop einzulegen.


Dodo:

Wir waren nach RATM bei Motörhead. Leider hat mein Finger weg getan und dann hat es auch noch angefangen zu regnen und daher musste ich die ganze Zeit weinen. Deshalb war Motörhead Scheiße!


Unerwarteter Weise waren wir erst einmal die Einzigen, die den Rückweg gefunden hatten, doch schon bald trudelten nach und nach die Anderen ein – leider nicht alleine, sondern mit einem gewaltigen Regenschauer im Gepäck. Zum Glück (dies wussten wir natürlich zu diesem Zeitpunkt noch nicht) sollte es für dieses Wochenende der einzige, "richtige Regen bleiben. Irgendwann schlug dann auch Toby wieder bei uns auf, der leider nicht nur Regen, sondern auch Tim dabei hatte. Eigentlich spricht ja nichts dagegen, Tim dabei zu haben, allerdings hatte er ihn nicht nur irgendwie dabei, sondern trug ihn auf den Schultern durch die Gegend. Fazit: Bänderverletzung beim Pogen zugezogen.

Da lohnt es sich gleich doppelt, wenn man große und starke Freunde hat: Tim und Toby


GB:

Bands am Freitag:
Seether - ok, nur halt den einen Hit (Broken) gekannt
The Streets - ned so mein Fall
Serj Tankian - sehr stark, melodiös, aber auch rockig
Incubus - super Setlist, Hit an Hit, gut zum anhören
Rage Against The Machine - Hammer, ein Highlight, Jumping, Pogo at its finest mit geiler Mucke und was für nen Bass und mit viel Pyroaktion im Publikum



Es regnete weiter in Strömen und so schien unser Plan, noch The Prodigy anzuschauen, im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser zu fallen. Nach längeren Diskussionen und der Einbildung, der Regen sei schon irgendwie etwas schwächer geworden, entschlossen sich Daniel und ich dann schließlich doch noch, dem Regen zu trotzen. Also ging es nochmal los Richtung Festival, und man glaube es kaum, kaum waren wir unterwegs, ließ der Regen auch schon wieder nach, bzw. nach kurzer Zeit war nur noch ein sehr leichtes nieseln zu spüren.

So kamen wir dann also noch in den Genuss von The Prodigy, wenn auch aus sicherer Entfernung. Doch selbst aus dieser Entfernung fiel die unglaubliche Lichtanlage auf der Bühne sofort ins Auge. Bis zur Decke waren auf der Bühne Licht- und Leuchtelement aufgebaut. Die Lichtshow war nicht nur abwechslungsreich sondern vor allem auch sehr gut auf die Musik abgestimmt. Liam Howlett war wie immer fest hinter seinem DJ-Pult verwurzelt, doch Keith Flint und auch Maxim Reality sorgten durch ihr unermüdliches Rumgehüpfe für reichlich Bewegung auf und vor der Bühne.

Zuviel Licht für meinen Foto: The Prodigy

Das Publikum ließ sich die späte Uhrzeit (Konzertbeginn war 01.40 Uhr) nicht anmerken und feierte bedingungslos, was von The Prodigy mit einer dicken Setliste gedankt wurde: Breathe, Spitfire, Firestarter und Voodoo People waren wohl die bekanntesten Lieder in dieser knallbunten Setlist. Abgerundet wurde dieses Konzert (bzw. für uns dann der ganze Abend) mit Smack My Bitch Up.

The Prodigy - Smack My Bitch Up

Vollens erschöpft kehrten wir dann ans Zelt zurück, an dem sich nur noch ein kleiner Teil hatte wach halten können. Nach kurzem Smalltalk beendeten auch wir zufrieden, aber total zerstört, den Abend.

Feierabend! - Simon, Toby und Daniel




Weiter zum Samstag!