Sonntag, 8.Juni 2008

Leider läutete heute nicht nur unsere Lieblings-Musik aus dem Nachbarzelt, sondern vor allem ein paar penetrant schrille und nervige Mädels aus Kaiserslautern den letzten Festivaltag ein. Nachdem diese durch ihr ständiges Geschwätze und Gekreische nicht nur mich, sondern auch den Rest des Camps geweckt hatten, gab es als Dreingabe noch einen schlecht gelaunten und vor allem relativ nüchternen Dago. Da die drei Sachen "nüchtern","Dago" und "Rock am Ring" normalerweise in keinerlei Verhältnis zueinander stehen, war klar, dass heute etwas anders war.

Wenn die Pflicht ruft, muss auch ein Bierbrauer folgen: Dago in Aufbruchstimmung

Hingegen der ursprüngichen Annahme, Dago habe sich schlicht und einfach im Tag vertan, folgte dann die Erkenntis, dass für Benni, ihn und auch seinen Vater bereits heute Abreisetag war, da alle 3 am Montag unverschiebbare Dinge und vor allem noch einen sehr langen Heimweg vor sich hatten. Dagos Vater hatte sich sogar zu diesem Zeitpunkt schon aus dem Staub gemacht, das restliche Camp machte sich dann recht schnell an die Demontage des Pavillions, der ja leider bei Benni im Auto mit musste. Nachdem alles verladen war, machten sich Benni und Dago noch Vormittags auf Richtung Heimat, so dass wir den ganzen Tag ohne Pavillion auskommen mussten – ich brauche natürlich eigentlich nicht zu erwähnen, dass wir den restlichen Mittag durchgehend Sonne und nichts mehr zum unterstellen hatten.

Darunter litt dann natürlich auch die Trink-Moral, so dass wir heute sogar richtig zeitig und mit großer Gruppe aufs Festivalgelände marschierten und bereits während Simple Plan kurz hinter dem 1. Wellenbrecher standen. Komischerweise war es schon zu diesem Zeitpunkt recht voll, so dass wir uns erst einmal hier die Zeit vertreiben mussten.

Durch Banner klar identifizierbar: Simple Plan

Simple Plan waren für diese "frühen" Stunden eigentich ganz angenehm anzuhören, der Stadionpunk wurde gut rübergebracht und stellte selbst Leute, die Simple Plan nicht kannten, vor keine größeren Identifikationsprobleme, wie es ja sonst bei vielen Punkbands der Fall ist (wobei mal dahin gestellt sei, ob man Simple Plan überhaupt als Punkband darstellen darf).

Nicht nur Simple Plan machten Spass, sondern auch das Wetter lief heute noch einmal zu Hochtouren auf!

Im Anschluss daran gab es dann einen Herren, von dem man doch schon, dank seinem vorübergehenden Country-Ausflug, schon längere Zeit nichts mehr zu hören gab:
Kid Rock

Mit einer großen Band und vor allem 2 sehr attraktiven Background-Sängerinnen betrat er pünktlich mit Hut und Sonnenbrille die Centerstage, die mit einer riesigen Südstaaten-Flagge geschmückt war. Opener war, damit auch der letzte am Ring wusste, wer auf der Bühne stand, My Name is Rock. Der Name dieses Liedes war dann auch für den Großteil des Konzertes Programm, so dass es einen schönen Best-Of Querschnitt durch die Werke des ehemaligen Pamela-Lovers gab, das neuere Country Zeugs blieb fast ausnahmslos im Schrank.

Mr.American Bad-Ass: Kid Rock

Weitere Höhepunkte des Konzerts waren wohl Kid Rock selbst, der sein ihm von sich selbst aufgetragened Bild des pöbelnden, oberkörpfer-freien Matcho-Amis absolut problemlos rüber brachte aber dennoch nicht mal ansatzweise das Publikum seinen freundlichen Draht zum Publikum verlore, also auch sein etwas korpulenterer Schlagzeuger, von dem ich bis heute nicht weiss, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt. Zum Abschluss des Konzerts gab es dann eine Runde Sweet Home Alabama in Verbindung mit der neuen Single All Summer Long, was in Verbindung mit der Südstaatenflagge, aber auch dem strahlenden Sonnenschein wirklich absolute Hochgefühle hervor rief.

Noch strahlt er zusammen mit uns: Tobse

Ebenfalls Hochgefühle gab es dann für uns nach diesem Lied, da endlich der Frontstage Eingang geöffnet wurde und wir uns nun endlich vor dem ersten Wellenbrecher wiederfanden. Leider hatten wir zu diesem Zeitpunkt Tobse und Andy bereits verloren, fanden dafür aber Manuel im Getümmel.

Nach Kid Rock war es nun vorbei mit den internationalen Bands für dieses Wochenende, so dass uns nur noch deutsche Acts bevor standen. Als erstes stand nun Fette Brot auf dem Programm. Diese hatten sich bei mir ja schon damals, als Vorgruppe der Ärzte, jegliche Symphatien verspielt, so dass ich eigentlich mit sehr schlechten Erwartungen in diesen Auftritt ging.

Doch auch diese Erwartungen sollten dieses Mal nicht eintreffen. Noch bevor Doc Renz, König Boris und Björn Beton die Bühne betraten, war diese schon randvoll mit Musikern. Zusammen mit den Broten standen durchgehend über 10 Leute auf der Bühne, so dass bei jedem Lied für eine passende musikalische Untermalung gesorgt war. Trotz diesen musikalischen Variationsmöglichkeiten (die auch oft und erfolgreich genutzt wurden), wurden die Lieder nicht, wie beim Auftritt bei den Ärzten, verstümmelt sondern waren zu jedem Zeitpunkt erkenn- und mitsingbar. Lediglich bei Jein wurde das ganze dermaßen variiert, dass man Probleme hatte, der Melodie zu folgen. Auch bei der Setlist wurden diesmal keine Experimente eingegangen, neben (sehr guten!) neuen Stücken, bei denen vor allem die neue Single Erdbeben nachhaltig in Erinnerung blieb, wurden auch mehr oder weniger alle Klassiker gespielt. Bettina, The Grosser, Emanuela und An Tagen wie diesen sind wohl Lieder, die nicht nur die Hip Hoppern unter uns zum mitsingen verleiten.

Fettes Brot - Bettina, zieh dir bitte etwas an...

Als Zugabe gab es dann noch Schwule Mädchen und bereits erwähntes Jein – so dass aus meiner Sicht lediglich auf Nordisch by Nature verzichtet werden musste. Auch dieser Auftritt wird mir auf alle Fälle positiv im Gedächnis bleiben, denn nicht nur mit ihrer glaubwürdigen Interaktion mit dem Publikum und wirklich lustigen Liedereinleitungen sorgten die Brote für gute Laune, sondern wegen ihrer sehr gut einegsetzten "Big Band" war dies meiner Meinung nach auch musikalisch einer der Rock am Ring Höhepunkte dieses Jahr.

Fettes Brot mit Band - und Windrädern im Hintergrund!

Dann (wie immer) ein weiterer meiner persönlichen Höhepunkte:
Sportfreunde Stiller

Hatten sie ja erst vor kurzem bei einem Clubkonzert (300 Leute) in Tübingen gesehen - da is Rock am Ring dann halt doch eine ganz andere Dimension. Die Bühnendeko war dezent in grün gehalten: grüne Wand (die allerdings während dem Konzert teilweise und kurzzeitig gelb wurde), grüne Gitarren, grüne Verstärker, grüne Mikrofone, grünes Schlagzeug...

Grün, grün, grün sind...

Ein grüner Auftritt war es dann allerdings nicht, sondern gewohnt mit viel Power und Elan. Anfangs vielleicht noch etwas träge unterwegs, kam dann spätestens bei 1. Wahl der Sporfreunde Zug inklusive Publikum so richtig ins rollen. Gespielt wurde mal wieder ein Mix aus altem und neuem Zeugs, wobei für meinen Geschmack jedoch die Lieder der ersten Platte ziemlich vernachlässigt wurden. Wie es sich für eine Band gehört, die als Nebenaufgabe noch das Aufheizen für das folgende Deutschlandspiel hatte, wurden dann auch immer fleissig Snippets eingestreut, die wirklich jeder mitsingen konnte: vor allem bei Ich Roque durften sich Fans von Seven Nation Army zum mitgrölen motiviert fühlen. Doch auch das eigene Sportfreunde Material lud mal wieder zum mitsingen ein: Tu nur das was dein Herz dir sagt, Wellenreiten, Wunderbaren Jahren und nicht zuletzt Ein Kompliment animierten mal wieder zum tanzen und feiern.

EM-Einstimmung vom Feinsten: Sportfreunde Stiller

Als endgültigen Einstieg auf das Deutschlandspiel gab es dann noch '72, '80, '96', 2008 – wie sich dieses "neue" Lied anhörte, kann sich wohl jeder selbst vorstellen. Alles in allem war es mal wieder ein recht ansprechender Auftritt, der zeigte, dass die Sportfreunde auch zu "Stadionrock" in der Lage sind. Sehr guter Sportfreunde Auftritt, allerdings nicht so überragend, wie wenn sie mit dem Publikum in kleinem Kreise auf Tuchfühlung gehen können.

Dann gab es die Premiere des Wochenendes: Fussball auf der Centerstage! Zweiter EM-Tag und somit Polen gegen Deutschland. Leider hatten Metallica ihre riesen Center-Leinwand wieder eingepackt, so dass wir uns mit den beiden "kleinen" Anzeigetafeln an der Bühne begnügen mussten. Die Stimmung war ok aber sicher nicht übermäßig, wie bei einem reinen Public-Viewing, was vor allem daran lag, dass ein Großteil der Zuschauer mittlerweile doch den bisherigen Konzert-Tagen Tribut zollen musste und relativ kaput auf dem Boden saß anstelle mit lauten Anfeuerungen die Nationalmannschaft nach vorne zu peitschen.

Jens Lehmann bei Rock am Ring - naja, zumindest fast!

Auch wir ließen es etwas gemütlicher angehen (Sitzplatzschweine!), die Deutschen zum Glück jedoch nicht, so dass wir am Ende ein größtenteils ungefährdetes 2:0 bejubeln konnten.

Dann war es Zeit für den heutigen Headliner und gleichzeitig den Abschluss des diesjährigen Rock am Ring:
Die Toten Hosen Wirklich gespannt waren wir ja vor dem Auftritt wirklich nicht, immerhin kennen wir die Toten Hosen Ringauftritte mittlerweile doch recht gut. Und eins mag daher schon vorne weg erwähnt sein: einen revolutionären Auftritt gab es auch heute nicht ! Wie bei Metallica galt auch bei den Hosen: Irgendwie kommt mir das alles so bekannt vor.. Aber das muss ja nicht zwangsläufig schlecht sein – und soviel darf gesagt sein: war es definitiv auch nicht! Im Gegenteil: der Hosen Auftritt war auch dieses Jahr wieder ein absolutes Highlight. Alles wie immer sozusagen? Nicht ganz...

Die Toten Hosen bitten zum Tanz...

Lichter gehen aus, DTH-Banner werden die Bühne hochgezogen, aus den Lautsprechern ertönt das Wünsch dir was-Intro. Die Band betritt die Bühne gefolgt vom humpelnden Campino. Der Einspieler wird unterbrochen und Campino hält eine kurze Willkommensrede in der er sich für seinen Gips-Fuss entschuldigt – in Wut gegen eingemauerte Mülleimer treten ist nicht zwangsläufig die beste Art um Frust abzubauen. Dann geht es richtig los, Wünsch dir was wird fortgesetzt und schon jetzt springt Campino so über die Bühne, dass man vermuten muss, die komische Konstruktion an seinem Fuss trage er nur des Styles wegen.

Nicht zu alt für Rock'n'Roll: Campino und die Toten Hosen

Weiter geht es dann mit dem lange nicht mehr gehörten Kauf mich!, einem der Lieder, die ich dann doch schon lange endlich live hören wollte. Dann folgt ein Mix aus unveröffentlichen Liedern, Liedern für die alten Fans und Mitsing-Hymnen wie Auswärtsspiel, Alles aus Liebe oder Steh auf. Bei Cocaine In My Brain erwacht dann auch die zersückelte Videoleinwand hinter der Band zum Leben und untermalt das Ganze mit passenden Videos.

Zerstückelte Leinwand mit Gehirn: Cocaine In My Brain

Weiter geht es mit noch mehr Hits: Niemals einer Meinung, Paradies, Nur zu Besuch, Pushed Again, Hier kommt Alex und Bayern regen zum mittanzen, allerdings auch zum nachdenken, an.

Die Toten Hosen - Hier kommt Alex

Beim dann folgenden Mehr davon lässt es dich Campino dann nicht nehmen, mal wieder auf die Bühne zu klettern und dort ein Bengalo zu zünden. Da dies Dank Gips doch deutlich länger als erwartet dauert, wird auf dem Weg nach unten Bis zum bitteren Ende angestimmt, welches zielsicher auch phne Campino gesungen werden kann.

Die Toten Hosen - Mehr davon

Weiter geht es dann mit neuem und ganz neuem Zeug, sowie fast schon standartmäßig einem Cover von The Clash: Guns Of Brixton. Gegen Ende wird es dann wieder bekannter und so startet Campino nach einer erfolgreichen Runde Eisgekühlter Bommerlunder bei Wort zum Sonntag zu einer Surf-Tour zum Mischpult. Da auch dies wieder länger dauert als geplant, gibt's als Bonus für den Rückweg Bonnie & Clyde. Dann wird durch 10 kleine Jägermeister und Schönen Gruß, auf Wiedersehen das endgültige Ende des Konzerts eingeläutet und stielgerecht, wie es sich für einen Fussballtag gehört, mit You Never Walk Alone abgerundet.

Nicht nur Campino zündete die verbotenen Bengalos - der Stimmung hat es dennoch alles andere als geschadet :D

Alles andere als alleine ging es dann auch für uns nach diesem Konzert zurück zum Zelt. Unterwegs konnten wir noch einen Blick auf Queens of the Stone Age werfe, da aber alle total kaput waren (inklusive meiner Hose) bzw. sowieso keinen Bock auf QotSA hatten, sollte es bei diesem Blick bleiben. Also hieß es Abschied vom Festivalgelände nehmen und zum letzten Mal für dieses Jahr traten wir den Rückweg zu den Zelten an. Unser Camp hatte sich mittlerweie gewaltig gelichtet: Schigga war bereits wieder unterwegs Richtung Kaiserslautern, GB und Andy hatten die Rückreise nach München angetreten und auch unsere Hamburger befanden sich schon wieder auf dem Weg gen Heimat. Da Flo und Dirk die letzte Nacht im Auto verbringen wollten, waren wir also wieder auf sehr überschaubare Größe geschrumpft. So kamen wir allerdings gar nicht erst auf die Idee, noch zu feiern, sondern verkrochen uns bald in unsere Zelte.

"Klick" - Tobse fand heute als Erster den Weg ins Zelt!


GB:

Sonntag:
Wir packten morgens schon mal unsere Zelte usw. ins Auto, weil wir nicht mit der großen Masse fahren wollten und ja noch nen langen Weg nach München hatten. Nach den toten Hosen gings auf die Heimfahrt! Schön wars!

Bands am Sonntag:
Lost Prophets - TOP, vor allem die 3 letzten OldSchool-Hits (leider noch nicht im Frontstage gewesen)
Simple Plan - netter PunkPopRock
Kid Rock - yeah, er kanns noch, PARTY
Fettes Brot - auch eine super Stimmung
Sportfreunde Stiller - komisch, irgendwie wars heute nicht so dolle - zu oft gesehen?
Public Viewing Deutschland - Polen - gutes Spiel/Ergebnis, aber Stimmung kam keine auf... ok, wir sind auf einem MUSIK-Festival
Die Toten Hosen - gut wie immer, mit viel Pyroaktion im Publikum und Campino bringt wieder Hammeraktionen obwohl er einen Fuß gebrochen hat (Klettert auf die Bühne / Stagediving und durchreichenlassen bis zum Wellenbrecher




Weiter zum Montag!